Heiko Eßlinger, Schäfer in Gechingen, wird mit seinen Tieren zu Gast sein. In unserer Region ist die Schafzucht eine uralte Tradition – und hier bietet sich Ihnen die Chance, sanftmütige Schafe und mutwillige Ziegen hautnah und absolut nicht virtuell kennen zu lernen.
Willi Eßlinger, der Großvater von Heiko, war als Wanderschäfer tätig, bevor er in den 1970er Jahren seinen Schäfereibetrieb in Gechingen gründete. Inzwischen hat Heiko Eßlinger seine Leidenschaft zum Beruf gemacht und betreibt den Betrieb in dritter Generation. Er hat eine Ausbildung zum Landwirt absolviert und anschließend einen Master of Science in Agrarwissenschaften erlangt. Aktuell umfasst der Betrieb der Familie Eßlinger rund 130 Schafe und etwa 20 Ziegen und wird bewusst so geführt, dass er der Landschaft förderlich ist. Die Betriebsfläche besteht überwiegend aus Grünland, auf dem ein Teil des Futters für die Tiere produziert wird.
Das Anliegen der Familie Eßlinger ist es, alle Produkte der Tiere zu verwenden. So werden unter anderem Wollepellets aus 100% naturbelassener Schafwolle hergestellt, denn auch Rohwolle ist kein Abfallprodukt. Wollepellets sind hervorragend als Dünger und Wasserdepot für Zimmerpflanzen, Gemüsebeete und Rasen geeignet und halten auf natürliche Art Schnecken fern. In einer Broschüre des Amtes für Landwirtschaft und Naturschutz in Böblingen heißt es, dass die ökologischen Leistungen der baden-württembergischen Schafhaltung unbestritten und vorbildlich sind. „Sie nimmt eine herausragende Stellung in der Pflege und Erhaltung unserer Kulturlandschaft ein“, heißt es dort.
Das Heimatmuseum Appeleshof, das zu diesem Aktionssonntag einlädt, enthält naturgemäß Wissenswertes über die Schafhaltung und die Wolleverarbeitung. Einige Exponate in der Dauerausstellung sind Objekte, die bei der Schafschur, der Schafhaltung, sowie der Herstellung von Wolle und Tuch zum Einsatz kommen. Das Museum bietet daher eine hervorragende Ergänzung zu der im Außenbereich stattfindenden „lebenden“ Ausstellung.
Zusätzlich gibt es an diesem Sonntag auch anschauliches Informationsmaterial über die Geschichte der Schäferei und den in diesem Jahr stattfindenden Schäferlauf im nahe gelegenen Wildberg. Die Domestizierung von Schafen begann bereits vor ca. 10.000 Jahren und die Schafhaltung ist auf der ganzen Welt verbreitet. Im Verlauf dieser langen Zeitspanne haben die Schäfer nicht nur viele Kenntnisse, Fertigkeiten und Strategien entwickelt, sondern auch ein lebendiges und symbolträchtiges Brauchtum.
Ein gutes Beispiel ist der Schäferlauf, der heute noch in Markgröningen, Bad Urach und Wildberg gepflegt wird. Er besteht aus einem Wettlauf, der von Schäferinnen und Schäfern barfuß auf einem Stoppelfeld ausgetragen wird. Der alle zwei Jahre stattfindende Schäferlauf wird im Rahmen einer ganzen Reihe von festlichen Darbietungen durchgeführt, wie Leistungshüten, Festzug und Schäfertanz. Die Tradition des Schäferlaufs und des Schäferhandwerks in Markgröningen, Bad Urach und Wildberg wurde 2018 in das bundesweite Verzeichnis immateriellen Kulturerbes in Deutschland aufgenommen.
Am ersten Sonntag im Mai haben Sie also Gelegenheit, das Schäfereiwesen unter vielen verschiedenen Gesichtspunkten, vor allem aber die niedlichen Tiere selbst, persönlich kennenzulernen. Das Heimatmuseum in der Kirchstraße 2/2 ist am Aktionssonntag von 14 bis 18 Uhr geöffnet und der Eintritt ist frei.